Worauf muss man bei einem Kauf eines Motorsteuergeräts achten?
Beim Kauf eines Motorsteuergeräts ist die OE-Teilenummer das wichtigste Kriterium. Diese sollte mit dem defekten Steuergerät übereinstimmen. Bei VAG-Herstellern (VW, Audi, Seat, Škoda) kennzeichnen Suffix-Buchstaben häufig Modifikationen oder Revisionen, und Teile können durch neuere Versionen ersetzt werden. Ob unterschiedliche Teilenummern-Varianten austauschbar sind, lässt sich nur über den Teilekatalog (ETKA/partslink24) zuverlässig prüfen. Die Kompatibilität lässt sich über den Teilekatalog prüfen. Zusätzlich sind Motorkennbuchstaben, Baujahr und die komplette 17-stellige Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) erforderlich. Bei gebrauchten Steuergeräten muss eine Anpassung an die Wegfahrsperre und Sicherheitssysteme Ihres Fahrzeugs durch eine Fachwerkstatt erfolgen.
OE-Teilenummer als Hauptkriterium
Die OE-Teilenummer (Original Equipment) ist der eindeutige Identifikator für jedes Motorsteuergerät. Diese Nummer besteht aus einer herstellerspezifischen Kombination von Zahlen und Buchstaben und befindet sich auf einem Aufkleber am Steuergerätegehäuse.
Beispiele für OE-Nummern:
- VAG-Gruppe (VW, Audi, Seat, Škoda): 03L906018CD, 03L906018CD
- BMW: 8519569, 7588944
- Mercedes: A2711537579, A0009007803
- Bosch-Referenznummern: 0261S04421, 0281012345
Wichtig: Selbst ein einzelner abweichender Buchstabe am Ende der Teilenummer (z. B. 023 906 022 E vs. 023 906 022 H) kann bedeuten, dass das Steuergerät nicht kompatibel ist. Verschiedene Buchstabenvarianten stehen oft für unterschiedliche Getriebe, Katalysator-Varianten oder Ausstattungsunterschiede.

Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) richtig nutzen
Die FIN ist eine 17-stellige, eindeutige Kennung jedes Fahrzeugs und spielt bei Motorsteuergeräten eine zentrale Rolle:
Aufbau der 17-stelligen FIN:
- Zeichen 1–3: Weltherstellercode (z. B. WVW = VW Wolfsburg)
- Zeichen 4–9: Fahrzeugtyp, Baureihe, Motortyp
- Zeichen 10–17: Fahrzeugidentifikationsbereich (kann je nach Hersteller Modelljahr, Produktionswerk und Seriennummer enthalten)
Wo finde ich die FIN?
- Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil I), Feld E
- Windschutzscheibe unten links (oft von außen sichtbar)
- B-Säule oder Türholm auf der Fahrerseite
- Motorraum auf einem Typenschild
Problem: Inkompatibilität bei gebrauchten Steuergeräten
Ein häufiges Problem beim Einbau gebrauchter Motorsteuergeräte: Das Steuergerät ist nicht mit der Wegfahrsperre und den Sicherheitssystemen des Fahrzeugs synchronisiert. Dies führt zu Startproblemen oder dauerhaft leuchtender Motorkontrollleuchte.

Mögliche Lösungen:
- Professionelle VIN-Umschreibung durch Spezialisten
- Klonen der kompletten Daten vom alten Steuergerät
- Neuprogrammierung durch Vertragswerkstatt mit Herstellerzugang
Besonders bei BMW (E90, E60, E65) und VAG-Fahrzeugen (Audi, VW, Seat, Škoda) ist dieses Problem verbreitet. Viele freie Werkstätten können die VIN nicht umprogrammieren – spezialisierte Dienstleister bieten jedoch diese Leistung an.
Weitere wichtige Identifikationsmerkmale
Neben der OE-Nummer und der FIN sind weitere Fahrzeugdaten entscheidend:
- Motorkennbuchstaben: z. B. CJAA, CFHC, DETA (steht im Fahrzeugschein oder im Serviceheft)
- Getriebeart: Schaltgetriebe vs. Automatik (unterschiedliche Steuergeräte)
- Ausstattungsvarianten: Start-Stop, AdBlue, Partikelfilter, Klimaanlage
- Baujahr und genaue Modellbezeichnung
- Software-Stand: bei Updates wichtig
Neue oder gebrauchte Steuergeräte bewerten
| Typ |
Vorteile |
Nachteile |
Kosten |
| Neu (Original) |
Garantie, aktuelle Software, keine Vorschäden |
Teuer, Programmierung nötig |
500–2000 € |
| Gebraucht |
Günstig verfügbar |
VIN-Mismatch, unbekannte Historie, keine Garantie |
100–400 € |
| Generalüberholt |
Getestet, Gewährleistung, günstiger als neu |
Begrenzte Verfügbarkeit |
300–800 € |
| Reparatur |
Original bleibt erhalten, VIN passt |
Nicht bei allen Defekten möglich |
150–500 € |
Bezugsquellen und Qualitätskriterien
Vertragshändler/Vertragswerkstätten:
- Original-Ersatzteile mit Herstellergarantie
- Programmierung und Codierung inklusive
- Höchste Kosten (oft 1000–2000 € gesamt)
Spezialisierte Online-Anbieter:
- Große Auswahl an OEM- und Aftermarket-Teilen
- Suche nach OE-Nummer möglich
- Rückgaberecht bei Inkompatibilität prüfen
Motorsteuergeräte-Reparaturdienste:
- Reparatur des vorhandenen Steuergeräts
- VIN-Umschreibung und Klonen möglich
- Oft kostengünstigste Lösung
Schrottplätze:
- Erschwinglich (50–150 €)
- Höchstes Risiko: keine Funktionsprüfung, keine Garantie
- Anpassung an Fahrzeug erforderlich
Programmierung und Codierung
Moderne Motorsteuergeräte müssen nach dem Einbau programmiert werden. Dieser Vorgang erfordert spezielle Diagnosesoftware und Herstellerzugang.
Programmierungsschritte:
- Auslesen der Fahrzeugdaten und alter Software-Version
- Grundcodierung auf Fahrzeugtyp und Motor
- Anpassung an verbaute Komponenten (Getriebe, Katalysator, AdBlue)
- Kalibrierung der Sensoren und Aktoren
- Aktivierung fahrzeugspezifischer Funktionen
- Fehlerspeicher löschen und Testlauf
Wichtig: Die Programmierung erfordert eine stabile Stromversorgung durch ein professionelles Ladegerät (ca. 13–14 V). Unterbrechungen können das Steuergerät dauerhaft beschädigen. Kosten: 150–400 € zusätzlich.
Häufige Kaufprobleme und Warnsignale
Inkompatibilitätssymptome nach Einbau:
- Motor startet nicht oder läuft unrund
- Fehlermeldungen in mehreren Steuergeräten
- Wegfahrsperre aktiviert sich
- Ausfall von Start-Stop-Automatik oder AdBlue-System
- Kommunikationsfehler zwischen Steuergeräten
Warnsignale beim Kauf:
- Keine genaue OE-Nummer angegeben
- Anbieter kann VIN-Problematik nicht lösen
- Keine Gewährleistung oder Rückgaberecht
- Verdächtig günstiger Preis ohne Erklärung
Gewährleistung und Rückgaberecht
Bei Online-Käufen beachten:
- Mindestens 14 Tage Widerrufsrecht (gesetzlich)
- Mindestens 24 Monate Gewährleistung bei Neukauf, bei Gebrauchtwaren kann auf 12 Monate verkürzt werden
- Rücksendekosten und -bedingungen klären
- Dokumentation des Originalzustands (Fotos)
Ausschlusskriterien für Rückgabe:
- Beschädigte Siegel oder Gehäuse
- Unsachgemäße Einbauversuche
- Manipulation am Steuergerät
Häufig gestellte Fragen
Kann ich ein Steuergerät selbst einbauen?
Der mechanische Einbau ist meist einfach, jedoch ist die anschließende Programmierung nur mit Spezialwerkzeug möglich. Ohne Codierung startet das Fahrzeug nicht oder läuft fehlerhaft.
Was kostet die komplette Lösung mit Einbau und Programmierung?
Vertragswerkstatt: 1200–2500 €; freie Werkstatt mit neuem Steuergerät: 800–1500 €; Reparatur des alten Steuergeräts: 300–700 €.
Kann jedes Motorsteuergerät repariert werden?
Nein. Mechanische Schäden, Wasserschäden oder defekte Prozessoren sind oft irreparabel. Softwareprobleme und elektronische Defekte lassen sich größtenteils beheben.
Fazit
Der Kauf eines Motorsteuergeräts erfordert die exakte OE-Teilenummer als wichtigstes Kriterium – bereits ein Buchstabenunterschied kann zur Inkompatibilität führen. Die 17-stellige FIN ist für die Identifikation und bei gebrauchten Steuergeräten für die VIN-Umschreibung erforderlich. Neue Originalteile bieten maximale Sicherheit, kosten jedoch 500–2000 Euro. Die Programmierung ist zwingend erforderlich und kostet zusätzlich 150–400 Euro. Seriöse Anbieter gewähren Gewährleistung und transparente Rückgabebedingungen. Alternativ zur Neuanschaffung ist oft die Reparatur des vorhandenen Steuergeräts (300–700 Euro) die wirtschaftlichste Lösung.