Reifen vulkanisieren: Kosten und Unterschiede zwischen Kalt- und Heißvulkanisation
Viele Reifenschäden kann man durch eine Vulkanisation wieder richten. Doch was genau versteckt sich hinter dieser bewährten Methode der Reifenreparatur und kann sie bei jeder Art Schaden angewandt werden? In diesem Beitrag wollen wir einen näheren Blick darauf werfen, wie diese Reparaturmethode funktioniert und welche Schäden durch eine Vulkanisation, auch Vulkanisierung genannt, behoben werden können. Außerdem beleuchten wir die Reparaturkosten und -dauer sowie die Unterschiede zwischen Heiß- und Kaltvulkanisation.
Reifen vulkanisieren: Was ist das?
Jeder Fahrzeugreifen wird im Laufe seiner Lebensdauer mindestens einmal vulkanisiert, nämlich bei seiner Herstellung. Die Vulkanisation ist ein Produktionsprozess, der dem Reifen Belastbarkeit, Elastizität und Verschleißfestigkeit verleiht. Diesen Prozess kann man auch für die Reparatur eines Reifen anwenden, um bestimmte Schäden zu reparieren. Eignet sich das Schadensbild für diese Art Reparatur, wird eine spezielle Gummimasse auf die beschädigte Stelle aufgetragen und der Reifen in eine Vulkanisationspresse gelegt und in ihr auf Temperaturen zwischen 100 und 200 °C erhitzt. Die Hitze und der Druck in der Presse verbinden das neue Reifenmaterial mit dem alten und der Reifen kann nach dem Abkühlen und einer Glättung der reparierten Stelle wieder verwendet werden. Welche der beiden gängigen Reparaturmethoden, Heiß- oder Kaltvulkanisation, angewandt werden kann, hängt vom Umfang des Schadens und der verbleibenden Haltbarkeit des Reifens ab und wird in der Regel von den Fachleuten in der Werkstatt entschieden.

Wann darf ein Reifen vulkanisiert werden?
Für eine Vulkanisation gibt es bestimmte Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen. Schäden an der Seitenwand eines Reifens sind aufgrund ihrer empfindlichen Struktur direkt ein Ausschlusskriterium für diese Methode. Auch darf die beschädigte Stelle nicht zu tief oder großflächig (größer als 6 Millimeter) sein, der Reifen muss eine ausreichende Profiltiefe aufweisen und der Gummi darf nicht bereits spröde oder rissig sein, bevor man über diesen Prozess nachdenken kann. Generell kann man festhalten, dass sich Stichschäden, kleinere Risse, Löcher oder Einschnitte in der Lauffläche des Reifens für eine Vulkanisation eignen. Bei älteren Reifen, deren Material im Laufe der Zeit stärker verschlissen ist oder sehr spröde wurde, sollte man generell von einer Vulkanisation absehen und an einen Wechsel denken. Auch Reifen, die auf Hochgeschwindigkeiten ausgelegt sind, werden üblicherweise nicht mit einer Vulkanisation repariert.
Welche Reifen können vulkanisiert werden?
Ein weiteres Kriterium für das Flicken eines Reifens durch Vulkanisieren ist der Reifentyp und an welchem Art Fahrzeug er angebracht ist. Besonders geeignet sind Lkw- und Nutzfahrzeugreifen, denn diese sind teuer in der Anschaffung und eine Vulkanisation ist oft eine kostengünstigere Methode, kleinere Schäden zu reparieren und die Lebensdauer des Reifen zu verlängern. Auch die Reifen von landwirtschaftlichen Maschinen und Baustellenfahrzeugen werden bei Beschädigung oft vulkanisiert, da ein Neukauf in vielen Fällen nicht wirtschaftlich wäre. Motorrad- und Pkw-Reifen können vulkanisiert werden, allerdings ist in manchen Fällen aufgrund der vergleichsweise niedrigen Neuanschaffungskosten eines neuen Reifen der Wechsel wirtschaftlich sinnvoller als eine Vulkanisation. Prinzipiell kann man festhalten, dass alle Reifen, die noch über eine gewisse Grundfestigkeit und Struktur verfügen vulkanisiert werden.
Wie wird ein Reifen vulkanisiert?

Entscheiden die Fachleute in der Werkstatt, dass eine Vulkanisation sinnvoll und angebracht ist, beginnen sie den Reparaturprozess mit einer gründlichen Reinigung und dem Anrauen der Schadensstelle, denn nur so kann die bestmögliche Haftung des verwendeten Reparaturmaterials sichergestellt werden. Die Reparaturmischung, die für eine Heißvulkanisation verwendet wird, enthält Schwefel, andere Chemikalien und das gleiche Gummi wie der Reifen, der repariert wird. Diese Mischung wird auf die beschädigte Stelle aufgetragen und der Reifen in eine Vulkanisationspresse gelegt. In dieser wird sichergestellt, dass das Gummi die richtige Form erhält und perfekt in die Reparaturstelle passt. Unter Druck und heißen Temperaturen wird der Reifen in der Vulkanisationspresse erhitzt, was die Reparaturmischung und den reifen miteinander verbindet.
Für eine Kaltvulkanisation wird eine spezielle Lösung oder Paste aufgetragen, die eine andere chemische Zusammensetzung besitzt und eine Vulkanisation ohne äußere Erwärmung ermöglicht.
Heiß- und Kaltvulkanisation von Reifen: Vor- und Nachteile
Bevor wir auf die Vor- und Nachteile dieser beiden Arten der Reifenreparatur zu sprechen kommen, ist es wichtig, die unterschiedlichen Einsatzgebiete zu beleuchten. Die Heißvulkanisation wird in der Regel durchgeführt, wenn es um größere Reifenschäden oder stark beanspruchte Reifen von Lkw oder Nutzfahrzeugen geht. Die Kaltvulkanisation ist ideal für weniger aufwändige Reparaturarbeiten an Pkw- oder Reifen für Motorräder.
Vorteile
Heißvulkanisation
Der größte Vorteil beim Heißvulkanisieren eines Reifens ist, dass durch die Hitze eine feste chemische Verbindung zwischen dem Reifen und dem Reparaturmaterial hergestellt wird, was es zu einer sehr langlebigen und widerstandsfähigen Reparatur macht. Außerdem ist die Heißvulkanisation ideal für größere Schäden, beschädigte Laufflächen und tiefe Risse.
Kaltvulkanisation
Vorteilig beim Kaltvulkanisieren eines Reifens ist in erster Linie der vergleichsweise günstigere Preis und die reduzierte Dauer dieser Reparatur. Diese Methode bietet sich für kleine Einstiche und oberflächliche Risse im Reifenmaterial an.
Nachteile
Heißvulkanisation
Diese Reparaturvariante ist teurer als die Kaltvulkanisation, nimmt mehr Zeit in Anspruch und bedingt, dass die Werkstatt über eine teure Vulkanisationspresse verfügt. Darüber hinaus eignet sich eine Heißvulkanisation aufgrund fehlender Rentabilität nicht für kleinere Reparaturen.
Kaltvulkanisation
Kaltvulkanisierte Stellen sind weniger widerstandsfähig als heißvulkanisierte und neigen zu schnellerem Verschleiß. Außerdem kann die chemische Aushärtung des Reparaturmaterials bei kaltem Wetter mehr Zeit in Anspruch nehmen. Für Schäden mit einem größeren Ausmaß eignet sich dieser Reparaturmethode nicht.
Reifen vulkanisieren: Wie lange fahren?
Die Lebensdauer von vulkanisierten Reifen hängt von der gewählten Reparaturmethode, dem Schadensausmaß und der Position sowie dem eigenen Fahrverhalten ab. Eine Heißvulkanisation kann in vielen Fällen, die volle Lebensdauer eines Reifens wiederherstellen, wogegen man bei einer Kaltvulkanisation mit einer reduzierten Langlebigkeit des Reifens rechnen muss, vor allem, wenn die Reifen stark belastet werden. Schäden, die ein größeres Ausmaß besitzen oder bereits mehrfach repariert wurden, haben ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Lebensdauer des Reifens. Besitzt man einen eher aggressiven Fahrstil oder bevorzugt man hohe Geschwindigkeiten, dann reduziert dies ebenfalls die Haltbarkeit dieser Reparatur. Als groben Richtwert für Pkw-Reifen kann man die Restlebensdauer nach der Vulkanisation mit mehreren zehntausend Kilometern beziffern.
Reifen vulkanisieren: Die Kosten
Es ist schwierig, genau Aussagen über die Kosten einer Vulkanisation zu machen, denn es gibt viele Faktoren, die diese direkt beeinflussen. Zum einen muss man das Ausmaß des Schadens berücksichtigen und die damit verbundene Reparaturmethode. Größere bzw. komplexere Schäden werden in den meisten Fällen per Heißvulkanisation repariert, währen die kalte Variante für geringere Schäden angewandt wird, zum Beispiel zum Vulkanisieren eines kleinen Lochs im Reifen. Das Verfahren der Kaltvulkanisation kostet im Schnitt zwischen 20 und 25 € pro Reifen, die Heißvulkanisation das Doppelte, also zwischen 40 und 50 € pro Reifen. Diese Angaben sind grobe Richtwerte, denn Kosten hängen immer auch von der gewählten Werkstatt und dem veranschlagten Stundensatz für Reparaturarbeiten ab. In manchen Fällen ist es zudem günstiger, sich einen neuen Reifen zu besorgen, da diese weniger kosten könnten als eine Reparatur. Fachleute in der Werkstatt sind ausgebildet, Schadensbilder zu evaluieren und Sie im Zweifel gut zu beraten.
Für eine Heißvulkanisation sollte man 1–3 Stunden einplanen, je nach Ausmaß des Schadens. Der Ablauf dieser Reparaturvariante setzt sich aus dem Reinigen und Vorbereiten der beschädigten Reifenstelle, dem Einlegen des Reifens in die Vulkanisationspresse, der Erhitzung auf 100–200 °C in der Presse, der anschließenden Abkühlung und schließlich der Nachbearbeitung und Dichtheitsprüfung zusammen. Eine Kaltvulkanisation nimmt erheblich weniger Zeit in Anspruch. Für diese Reparatur kann man zwischen 30 Minuten und 1 Stunde rechnen. In dieser Zeit wird die beschädigte Stelle am Reifen gereinigt und aufgeraut, die chemische Kaltvulkanisationslösung aufgetragen und danach bei Raumtemperatur ausgehärtet. Das Wegfallen der Notwendigkeit einer Erhitzung in der Vulkanisationspresse reduziert die in Anspruch genommene Zeit signifikant.
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