Unwucht von Reifen: Symptome, Kosten und wie man sie rechtzeitig erkennt
Eine Unwucht an den Reifen ist ein häufiges Problem, das nicht nur den Fahrkomfort beeinträchtigt, sondern auch die Sicherheit gefährden und zu erhöhtem Verschleiß führen kann. In diesem Artikel erfahren Sie, wie eine Unwucht entsteht, wie man sie erkennt und was Sie dagegen tun können.
Was ist eine Reifenunwucht und wie entsteht sie?
Eine Unwucht bedeutet, dass die Masse eines rotierenden Rades nicht gleichmäßig um die Rotationsachse verteilt ist. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Arten von Unwuchten.
- Statische Unwucht: Hier gibt es eine schwere Stelle am Reifen, die beim Auswuchten sichtbar wird. Diese Form lässt sich auch im Stillstand erkennen, da die schwere Stelle sich immer nach unten dreht.
- Dynamische Unwucht: Diese entsteht, wenn zwei schwere Stellen diagonal gegenüberliegen. Im Stillstand heben sich diese Gewichte gegenseitig auf, aber bei Rotation führt dies zu einer taumelnden Bewegung des Rades.

Ursachen für eine Unwucht der Reifen
Unwuchten können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen:
- Bordsteinrempeler oder das Überfahren von Schlaglöchern
- starke Bremsmanöver, die zu ungleichmäßigem Abrieb führen
- Verlust von bereits angebrachten Ausgleichsgewichten
- natürliche Abnutzung des Reifenprofils
- ungleichmäßige Abnutzung durch falschen Reifendruck
- Materialfehler in Reifen oder Felge
- unsachgemäße Lagerung der Reifen über längere Zeit

Unwucht an der Vorder- oder Hinterachse
Eine Unwucht kann sowohl an der Vorder- als auch an der Hinterachse auftreten. Bei frontgetriebenen Fahrzeugen ist eine Unwucht an der Vorderachse wahrscheinlicher, da diese Räder stärker belastet werden. Unwuchten an der Vorderachse machen sich meist durch Vibrationen am Lenkrad bemerkbar, während Unwuchten an der Hinterachse eher durch Vibrationen am Fahrzeugboden oder den Sitzen spürbar sind.
Symptome einer Unwucht der Reifen
Unwucht bei bestimmten Geschwindigkeiten
Ein typisches Merkmal für eine Unwucht ist, dass die Intensität der Vibrationen je nach Fahrgeschwindigkeit variiert. Häufig treten die Symptome erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit auf – meist zwischen 80 und 100 km/h. Interessanterweise nehmen die Vibrationen oft mit steigender Geschwindigkeit zu, können aber nach Überschreiten einer gewissen Geschwindigkeit auch wieder abnehmen.
Geräusche bei einer Reifenunwucht
Neben Vibrationen können auch ungewöhnliche Geräusche auf eine Unwucht hindeuten. Diese entstehen durch die ungleichmäßige Rotation des Rades und können sich als Brummen, Dröhnen oder Flattern äußern. Die Lautstärke dieser Geräusche nimmt in der Regel mit der Fahrgeschwindigkeit zu.
Unwucht trotz Auswuchten – woran liegt das?
Manchmal bleiben Vibrationen bestehen, obwohl die Räder bereits ausgewuchtet wurden. Mögliche Ursachen hierfür sind:
- Probleme an anderen Fahrwerkskomponenten wie Stoßdämpfern oder Domlagern
- falsche Achsvermessung
- defekte Bremsscheiben oder -trommeln
- Höhenschlag von Felge oder Reifen
- nicht korrekt angezogene Radmuttern oder -bolzen
Wie erkennt man eine Unwucht an den Rädern?
Folgende Anzeichen deuten auf eine Unwucht hin:
- Vibrationen am Lenkrad, besonders bei höheren Geschwindigkeiten
- Flattern des Lenkrads bei bestimmten Geschwindigkeiten (typischerweise um die 100 km/h)
- ungewöhnliche Fahrgeräusche
- schwammiges Fahrgefühl bei höheren Geschwindigkeiten
- ungleichmäßig abgefahrene Reifen
- erhöhter Kraftstoffverbrauch
- Probleme mit der Radaufhängung

Selbst eine kleine Unwucht von nur 10 Gramm kann bei Tempo 100 mit einer Kraft von 7,5 Kilogramm am Rad zerren.
Wie funktioniert das Auswuchten der Reifen?
Beim Auswuchten werden zwei Verfahren angewendet:
Statisches Wuchten: Das Rad wird in eine Auswuchtmaschine gespannt und in Rotation versetzt. Die Maschine misst die Unwucht und zeigt an, wo und wie schwere Ausgleichsgewichte angebracht werden müssen. Beim statischen Verfahren wird das Rad als zweidimensionaler Kreis betrachtet.
Dynamisches Wuchten: Hier wird zusätzlich die dritte Dimension des Rades berücksichtigt. Die Auswuchtmaschine teilt das Rad in zwei Ebenen (innen und außen) und ermittelt für jede Ebene separat die notwendigen Ausgleichsgewichte. Dies ist besonders bei breiten Reifen wichtig, da hier die seitliche Unwucht stärker ins Gewicht fällt.
Ein Beispiel: Hat ein Rad eine dynamische Unwucht von 25 g auf der linken und 30 g auf der rechten Seite, werden entsprechende Ausgleichsgewichte auf den gegenüberliegenden Seiten angebracht.
Wann ist ein neues Auswuchten nötig?
Ein neues Auswuchten ist erforderlich:
- nach jedem Reifenwechsel
- bei Verlust von Auswuchtgewichten
- nach Bordsteinkontakt oder Unfällen
- bei spürbaren Vibrationen während der Fahrt
- bei ungleichmäßigem Reifenabrieb

Was kostet es, Reifen auswuchten zu lassen?
Die Kosten für das Auswuchten von vier Reifen liegen zwischen 20 und 50 Euro, abhängig von Region und Werkstatt. Bei Alufelgen ist mit einem Aufpreis von 10 bis 15 Euro pro Satz zu rechnen. Viele Werkstätten bieten das Auswuchten beim Kauf neuer Pkw Reifen oder beim saisonalen Reifenwechsel kostenlos oder zu einem vergünstigten Preis an.
Wie oft sollte man Reifen auf Unwucht überprüfen lassen?
Experten und Expertinnen empfehlen, Reifen in folgenden Intervallen auswuchten zu lassen:
- bei jedem saisonalen Reifenwechsel (Sommer-/Winterreifen)
- spätestens alle 10 000 bis 15 000 Kilometer
- nach längerer Einlagerung der Reifen
- bei der Montage neuer Reifen
- sofort bei spürbaren Vibrationen oder ungewöhnlichem Fahrverhalten
Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk empfiehlt das Wuchten bei jedem Wechsel, da die Sicherheit vorgeht.
Ist das Fahren mit Reifenunwucht gefährlich?
Eine Unwucht hat gleich mehrere negative Auswirkungen:
- erhöhter Verschleiß der Reifen und verringerte Laufleistung
- zusätzliche Belastung von Fahrwerkskomponenten wie Radlagern und Stoßdämpfern
- Beeinträchtigung des Brems- und Beschleunigungsverhaltens
- instabile Straßenlage, insbesondere in Kurven
- erhöhter Kraftstoffverbrauch
- verminderter Fahrkomfort durch Vibrationen und Geräusche
Kann man mit Unwucht noch (eine kurze Strecke) weiterfahren?
Kurzstrecken mit einer leichten Unwucht sind möglich, jedoch nicht empfehlenswert. Je stärker die Unwucht und je länger die Fahrt, desto größer ist das Risiko von Folgeschäden. Bei starken Vibrationen sollte man die Geschwindigkeit reduzieren und schnellstmöglich eine Werkstatt aufsuchen.
Bei welcher Geschwindigkeit spürt man die Unwucht am meisten?
Die Vibrationen durch eine Unwucht sind typischerweise bei Geschwindigkeiten zwischen 80 und 120 km/h am deutlichsten spürbar. Bei manchen Fahrzeugen können sie jedoch auch erst bei höheren Geschwindigkeiten ab 150 km/h auftreten. Die genaue Geschwindigkeit, bei der die Unwucht am stärksten spürbar ist, hängt vom Fahrzeugtyp, der Reifengröße und der Art der Unwucht ab.
Regelmäßiges Auswuchten der Reifen ist eine kostengünstige Wartungsmaßnahme, die nicht nur den Fahrkomfort erhöht, sondern auch die Lebensdauer der Reifen verlängert und die Sicherheit im Straßenverkehr verbessert. Achten Sie daher auf die genannten Anzeichen und lassen Sie Ihre Reifen bei Bedarf von Fachleuten überprüfen und korrekt auswuchten.
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