Wie oft sollte man Bremsflüssigkeit wechseln? Kontrolle, Wechselintervalle und Kosten
Die zum Bremsen erforderlichen Kräfte zwischen der Straße und den Reifen werden über das Bremssystem an das Fahrwerk übertragen. Insgesamt ist das Bremssystem im Auto wesentlich für die Verkehrssicherheit. Es ermöglicht die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs kontrolliert zu begrenzen.
Schon seit langem greifen Fahrzeughersteller auf hydraulisch betätigte Reibbremsen zurück. Heutzutage setzen sie bei Verbrennern hauptsächlich auf Scheibenbremsen. Trommelbremsen werden insbesondere an der Hinterachse leistungsschwächerer Verbrenner oder in Kombination mit regenerativen Bremssystemen in elektrischen Fahrzeugen verbaut.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat im Fahrzeug zunehmend Elektronik Einzug erhalten. Dies äußert sich auch im Bereich des Bremssystems, z. B. in Form des Antiblockiersystems, des elektronischen Stabilitätsprogramms oder der Antriebsschlupfregelung.
Das hydraulische Scheibenbremssystem besteht aus mehreren Komponenten, dazu zählen:
- Bremsscheibe. Sie wird axial vom Bremssattel umgriffen und ist fest mit dem zugehörigen Rad verbunden. Innenbelüftete Scheiben zeigen ein besseres Wärmeabgabe-Verhalten als massive Scheiben. Löcher und Nuten verbessern die Wasserableitung. Neue Bremsscheiben hinten und vorne bestehen meist entweder aus Grauguss oder kohlenstofffaserverstärktem Siliziumkarbid.
- Bremssattel. Er umgreift die entsprechende Bremsscheibe axial. Seine Zylinder übertragen die hydraulischen Kräfte auf die Bremsbeläge, die an der Scheibe sitzen. Er ist mit dem Achsschenkel verbunden und besteht meist entweder aus Kugelgraphit- oder Aluminiumguss.
- Das Bremspedal-Modul. Überträgt die vom Fahrer ausgeübte Kraft an den Bremskraftverstärker.
- Bremskraftverstärker. Dient der Verstärkung der durch den Fahrer ausgeübten Kraft. In modernen Autos wird typischerweise ein Unterdruck-Bremskraftverstärker mit Vakuumpumpe verbaut.
- Tandem-Hauptzylinder. Er besteht aus einer Kombination von zwei Hauptzylindern, was eine Redundanz dieser für die Fahrzeugsicherheit wichtigen Komponente darstellt. Er wandelt die Kraft des Bremskraftverstärkers in hydraulischen Druck um.
- Ausgleichsbehälter. Er dient dem Volumenausgleich der Bremsflüssigkeit, reduziert das Aufschäumen dieser, birgt ein für den Ausgleich des Belagverschleißes erforderliches Reservevolumen und dient der Kontrolle des Stands.
- Bremsschläuche und -leitungen. Sie halten hohe Wärme- und Druckbelastungen aus und sind chemisch beständig. Sie stellen eine durchgängige hydraulische Leitung zwischen den Radbremszylindern und dem Tandem-Hauptzylinder dar.
- Bremsflüssigkeit. Sie befindet sich in der Bremsleitung und dient der hydraulischen Kraftübertragung zwischen Radbremszylinder und Tandem-Hauptzylinder. Sie besteht typischerweise aus flüssigen, temperaturbeständigen Polyglykol-Verbindungen.
- Elektronische Regelungssysteme. Sie verbessern die Leistung des Bremssystems.
Welchen Zweck erfüllt die Bremsflüssigkeit?
Der hydraulische Teil der Bremsanlage setzt diese Flüssigkeit zwecks Kraftübertragung an die Radbremszylinder ein. Sie dient auch dem Korrosionsschutz bestimmter Bestandteile. Allerdings lässt diese Wirkung bei zunehmendem Wasseranteil in der Flüssigkeit nach.
Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch und löst Wasser, z. B. aus der Luftfeuchtigkeit. Dies ist vonseiten der Hersteller gewollt, denn große, ungelöste Wassertropfen in der Leitung könnten Korrosion begünstigen, im gefrorenen Zustand die Bremsleitung gar blockieren oder bei großer Hitze im System verdampfen und dadurch zum Ausfall der Bremsanlage führen.
Wasserdampf ist Kompressibel, lässt sich also zusammendrücken, und kann im Bremssystem zu einer Unterbrechung der hydraulischen Kraftübertragung führen.
Ist andererseits zuviel Wasser in der Bremsflüssigkeit gelöst (ab einem Anteil von circa 3%) wird ein Ausfall der Bremsanlage ebenfalls begünstigt. Sollte der Wasser-Siedepunkt erreicht werden, ginge das gelöste Wasser in Dampf über, die hydraulische Kraftübertragung würde unterbrochen.
Für hydraulische Bremsen bestehen also grundsätzlich zwei Sicherheitsrisiken, die es zu vermeiden gilt:
- Luftblasen im hydraulischen System. Luftblasen sind kompressibel und führen zu einer Unterbrechung der hydraulischen Kraftübertragung. Bei Erhöhung des hydraulischen Drucks im System geben sie nach, Kräfte können dann nur ungenügend an die Radbremszylinder übertragen werden. Bei Montagearbeiten ist deshalb die Entlüftung des hydraulischen Systems pflicht.
- Einen Wasseranteil von über 3%. Bei normaler Temperatur sind keine kompressiblen Luftblasen im System vorhanden. Ist die Temperatur im hydraulischen System allerdings erhöht, kann die Bremsflüssigkeit bei einem hohen Wasseranteil allerding kochen. Beim Verdampfen bilden sich kompressible Dampfblasen, die bei Druck nachgeben. Es kommt zum gleichen Problem wie bei einer ungenügend entlüfteten Bremsanlage. Ein regelmäßiger Wechsel der Flüssigkeit ist folglich unumgänglich.
Wie kann man den Bremsflüssigkeit Füllstand prüfen?
Der Stand lässt sich visuell am Kühlwasser-Ausgleichsbehälter im Auto kontrollieren. Dieser ist mit einer Minimum- und Maximum-Markierung versehen. Oft wird ein niedriger Füllstand am Kombiinstrument durch ein Aufleuchten der Bremsenwarnlampe angezeigt (rot beleuchtetes Ausrufezeichen im Kreis und in Klammern).
Im Laufe der Zeit sollte der Flüssigkeitsstand bei vergleichbaren Kontrollen im kalten Zustand nur geringfügig sinken (aufgrund des Belagverschleißes). Sinkt der Füllstand erheblich, deutet dies auf ein Leck hin. Die Betriebstauglichkeit des Fahrzeugs ist dann wahrscheinlich nicht gegeben.
Warum muss Bremsflüssigkeit gewechselt werden?
Sie sammelt im Laufe der Zeit Wasser an. Wird ein kritischer Anteil von etwa 3 % erreicht, kann es bei starker Beanspruchung des Bremssystems zu einem Totalausfall kommen. Verhindern lässt sich dieses Risiko nur, indem der Zustand der Flüssigkeit kontrolliert wird bzw. die Wartungsintervalle eingehalten werden.
Wie oft Bremsflüssigkeit wechseln?
Die Erneuerung erfolgt nach Zeit. Üblicherweise sollte sie alle zwei Jahre erfolgen.
In Werkstätten lässt sich mit einem geeigneten Messgerät alternativ der Wassergehalt der Bremsflüssigkeit ermitteln, indem ihr Siedepunkt bestimmt wird. Wird der sogenannte Nasssiedepunkt erreicht, muss sie ersetzt werden.
Wann muss die Bremsflüssigkeit ersetzt werden?
Nach spätestens zwei Jahren sollte ihr Zustand kontrolliert werden, indem der Nasssiedepunkt ermittelt wird. Eine Werkstatt sollte außerdem aufgesucht werden, falls schon vorher Symptome einer nachlassenden Bremsleistung bemerkbar werden, z. B. leichtes Durchdrücken des Bremspedals bei verspäteter Reaktion des Bremssystems.
Welche Bremsflüssigkeit ist geeignet?
Sie werden nach dem DOT-Standard klassifiziert, z. B. DOT 3 oder DOT 4. Die Unterscheidung wird nach dem Trocken- und Nasssiedepunkt sowie der Viskosität vorgenommen.
Bremsflüssigkeiten verschiedener DOT-Typen sollten grundsätzlich nicht gemischt werden. Die Empfehlungen des Fahrzeugherstellers sollten befolgt werden.
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Wie lange dauert es, Bremsflüssigkeit zu wechseln?
Ein Wechsel dauert in der Werkstatt allgemein circa eine halbe Stunde.
Bremsflüssigkeit wechseln kosten
Ein Wechsel kostet bei gängigen Fahrzeugmodellen in der Regel maximal 120 €. Bei der BMW 1-er Reihe kostet ein Wechsel üblicherweise zwischen 70 € und 80 €. Die passende Bremsflüssigkeit für BMW findest du bei Autodoc.
Wie wird sie fachgerecht entsorgt?
Diese Flüssigkeit ist gesundheits- und umweltschädlich. Sie reizt Haut und Augen und ist wassergefährdend. Sie darf unter keinen Umständen in das Abflusssystem gelangen und gilt als Sondermüll.
Ein nützliches Video rund um das Thema:
Wie man Bremsflüssigkeit überprüft
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